Fast 400 Jahre (Bau)geschichte

Das Grutschen-Lehen in Königssee - Komplettsanierung eines ehemaligen Bauernhauses

Als das Grutschen-Lehen im Königsseer Ortsteil Schwöb im Jahr 1628 als Lehen des Erzbistums Salzburg gebaut wurde, herrschte in Europa gerade der Dreißigjährige Krieg. Bayern wurde regiert von Kurfürst Maximilian I. und in der Fürstpropstei Berchtesgaden hatte ein Wittelsbacher, Ferdinand von Bayern, das Sagen. In dieser Zeit fanden auch die Hexenprozesse ihre Höhepunkte.

Das historische Gebäude, ein uraltes Bauernhaus, kann nicht nur Geschichte und Geschichten, sondern auch Baugeschichte erzählen. Einige dicke Mauern aus Natursteinen, sind noch heute Zeugen mittelalterlicher Baukunst. Der Dachstuhl – so ist es in den Firstbalken eingekerbt – stammt aus dem Jahr 1803, dem Jahr der Säkularisation, in dem Berchtesgaden seine Unabhängigkeit als reichsunmittelbare Fürstpropstei verlor.

In den 1930er Jahren erwarb Heinrich von Hardt, der Großonkel des heutigen Besitzers, das geschichtsträchtige Bauernhaus. Aus dieser Zeit stammen der Anbau mit Erker und das Bienenhaus. Es wurde einiges umgebaut und eine Bienenzucht entstand. Während der NS-Zeit beherbergte das historische Gebäude verschiedene Maler.
Nach dem Tod Heinrich von Hardts in den 70er Jahren, erbte das Anwesen seine Lebensgefährtin Margarita Baronin Fuchs von Bimbach. Als die Baronin 2004 verstarb, war sie bereits einige Jahre krank und das Gebäude zuletzt ungepflegt. Das Erbe ging auf die Kinder von Anna Ingeborg von Auersperg, geborene von Hardt, über.
Die neuen Eigentümer wollten das seit Ende 2005 unbewohnte Gebäude des Großonkels nun wieder ganz authentisch in ein altes Bauernhaus verwandeln und wandten sich an Hans Angerer. Von Bekannten hatten sie gehört, dass der Baumeister bereits vergleichbare Erfahrungen mit der Komplettsanierung und dem Umbau historischer Bauernhäuser vorzuweisen hat.

Hans Angerer war sofort angetan von der neuen Baustelle: „Das Grutschen-Lehen ist wahrhaft ein sehr interessantes Projekt, das mich sofort gereizt hat. Unsere Aufgabe ist es, den durch Umbauten vermurksten Baukörper zu sanieren und wieder in die ursprüngliche, landschaftsplanerisch sinnvolle Form zurück zu führen.“

Zu den Resten mittelalterlichen Mauerwerkes, kommen die Um- und Anbauten der Jahrhunderte und nun auch der neuste Baustil des 21. Jahrhunderts, der Holzrahmenbau und Trockenausbau im Innenbereich. Das Grutschen-Lehen ist ein Gebäude, das Baugeschichte erzählen kann. Ein äußerst interessantes Projekt, das sehr viel Arbeitskraft bindet und die Bauexperten immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert.

Neben Bauleiter Konrad Datz und den Angerer-Mitarbeitern sind an dem massiven Umbau und der Sanierung in der Holzlobstraße seit September 2007 die Partnerbetriebe des Bauherren-Zentrums beschäftigt.
Maurer Markus Aschauer bringt es auf den Punkt: „Das Grutschen-Lehen ist eine sehr interessante Baustelle, die man nicht alle Tage hat. Ganz schön viel Arbeit, doch wenn es fertig ist, wird es sicher wieder ein wahnsinnig schönes Haus.“
Schon jetzt lässt sich auf der Baustelle der bäuerliche Charme vergangener Jahrhunderte wieder erkennen.