Berghütte mit Förster-WG und Multifunktionsraum

Auf dem Wachterl im Bergsteigerdorf Ramsau besitzen die Bayerischen Staatsforsten einen denkmalgeschützten Kaser – eine Berghütte, die in den letzten Jahren als Arbeiterhütte genutzt wurde. Franz Graßl ist bei den Bayerischen Staatsforsten in Berchtesgaden der Teamleiter Büro. Er erzählt: „Hauptsächlich wurde die urige Hütte zuletzt als Unterstellraum verwendet. Es tut dem Gebäude aber nicht gut, wenn es nicht genutzt wird. So haben wir überlegt, wie wir die Hütte am Wachterl wieder in Nutzung bringen können?“

Auslöser für die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen war dann, dass der Forstbetrieb in Berchtesgaden immer wieder für Praktikanten und Auszubildende Unterkünfte benötigt. Man wollte einen Raum schaffen – eine Art WG – die als eine Wohneinheit von Auszubildenden und Praktikanten genutzt werden kann. Die Wohnung mit zwei Schlafzimmern wurde mit Aufenthaltsraum, der zugleich als Küche dient, modernem Badezimmer und separatem WC geplant.

Franz Graßl berichtet: „Das Konzept, das uns am besten erschien, sieht neben der WG eine zweite Wohneinheit vor, die Kolleginnen und Kollegen aus ganz Bayern zu Urlaubszwecken zur Verfügung steht. Diese Urlauberhütte besteht aus einem Schlafzimmer mit vier Betten“. Die Ramsau ist schließlich als Bergsteigerdorf der ideale Ausgangspunkt für Bergtouren und Wanderungen aller Art.

Die Bayerischen Staatsforsten vermieten die Urlauberhütte an MitarbeiterInnen. Der dritte Raum in der Forsthütte ist ein moderner Mulitfunktions-Raum. „Diesen Bereich nutzen wir für Veranstaltungen, Vorträge und Versammlungen des Forstbetriebes. Wir haben genügend Verwendung dafür“, weiß Büroleiter Franz Graßl.

Die Planungen für die umfangreiche Hütten-Sanierung begannen vor drei Jahren. Die finanzielle Freigabe durch die Zentrale erhielt der Forstbetrieb Berchtesgaden dann im Januar 2020. Franz Graßl erinnert sich: „Nach der Finanzierungszusage, haben wir die Sanierung ausgeschrieben. Zuvor wurde die geplante Maßnahme und der Bauantrag mit Herrn Huber vom Landesamt für Denkmalpflege und mit Herrn Dorn vom Landratsamt besprochen. Die Ausschreibung hat die Firma Angerer gewonnen. Es wurde schlüsselfertig gebaut und wir sind sehr zufrieden mit der Abwicklung und den Handwerksleistungen von Hans Angerer und seinem Team.“
Baumeister Hans Angerer erklärt: „Die Herausforderung bei einem derartigen Sanierungsprojekt unter den Aspekten des Denkmalschutzes ist, das traditionelle Gebäude zu erhalten und die moderne Technik sinnvoll unterzubringen“.

Man hat sich beispielsweise dafür entschieden, im Außenbereich einen Flüssiggastank zu vergraben, so dass man ihn nicht sieht und das Ensemble nicht gestört wird. Trotzdem hat die Hütte dann eine moderne Zentralheizung mit einer Gastherme. Franz Graßl ist vom Konzept überzeugt: „Die Gasheizung ist wartungsfrei, leicht zu bedienen und platzsparend. Die kleine Gastherme steht in der Küche des Multifunktionsraums und braucht dort nur wenig Platz.“
Die Altholzdecke in der Hütte konnte erhalten werden. Der Denkmalschutz besteht nur von außen und betrifft das Innere der Hütte eigentlich nicht. Franz Graßl sagt dazu: „Wir hätten innen fast alles machen können. Aber wir wollten den Hütten-Charakter erhalten“. Das ist sehr gut gelungen. Die Eckbänke sind aus Lärchenholz. Es wurde auch Esche und Zirbe verbaut. Der Geruch des Holzes sorgt für eine besondere Hüttenatmosphäre.

Baumeister Angerer hat schlüsselfertig saniert. Die Hütte wurde vom Urzustand entkernt, dann musste auch der Bodenaufbau komplett neu gemacht werden. „Der Kaser stand auf „Dreck“. Das heißt, es gab keine Bodenplatte sondern auf dem Dreck der Erde lagen die Holzlager. Darauf kam dann der alte Holzboden“. Im Rahmen der Komplettsanierung musste eine Bodenplatte betoniert, die Wände herausgerissen und neu aufgebbaut werden. Sämtliche Heizungs-, Elektro- und Sanitäranlagen wurden neu installiert.

„Uns war es wichtig, weil das Gebäude ja für die Nutzung so nicht ausgelegt war, dass wir die Wände innenseitig noch einmal vorgemauert und gedämmt haben. Die Decken wurden oben gedämmt, dass das energetisch einigermaßen sinnvoll ist“.
In der Hütte fühlt man sich wie bei Heidi auf der Alm. Doch ein bisschen mehr Komfort ist schon gegeben. Edle Möbel, moderne Küchen und Heizung wurden eingebaut. Die biologische Kleinkläranlage, der gemeindliche Wasseranschluss und der Strom waren schon da.
Auch die Auflage des Amtes für Denkmalschutz, die alte Stadltür zu erhalten, wurde perfekt umgesetzt. Franz Graßl erzählt: „Früher ging dieses große zweiflüglige Tor nach innen auf. Das haben wir einfach umgedreht. Jetzt kann sie von außen zugemacht werden und verdeckt die neue, moderne Glastür mit den großen Fenstern – so wird der alte Charakter erhalten und man würde dahinter nie den Innenausbau zu einem modernen, hellen Multifunktionsraum vermuten.“

Ein rundum gelungenes Projekt, die denkmalschutzgerechte Sanierung der Forsthütte am Wachterl. Als erste wird nun Theresa, die Revierjäger-Auszubildende einziehen. Die junge Frau bleibt zwei Jahre in der neuen Förster-WG und ist froh, dass sie im Winter nicht mehr auf einer Forsthütte ohne fließendes Wasser und ohne Heizung leben muss.